Wenn Kulturerbe auf Hightech trifft – Startschuss für die Holzrakete aus dem Erzgebirge!

ClusterERFOLG Januar 2023

„go-cluster“-Mitglied und Innovationsnetzwerk smart³ ist ein überregionales Netzwerk in Sachsen auf dem Gebiet der Hightechmaterialforschung. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IWU, dem Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Holzspielzeugmacher sowie dem Kreativzentrum „Denkstatt Erzgebirge“ ist es gelungen, Hightech-Materialien aus der Raumfahrt für das erzgebirgische Kunsthandwerk nutzbar zu machen und damit ein neues Produkt im Markt einzuführen.

Zwei Männer stehen in der Holzwerkstatt. Der Mann rechts hält die Räucherrakete in der Hand, aus der ein Nussknacker schaut.
© Fraunhofer IWU/Holger Kunze
Markus Fuechtner (l.) und Holger Kunze präsentieren die Räucherrakete „Willy“.

Das Erzgebirge ist bekannt für seine handgemachten Räucherfiguren. Nach dem „Weltraumnussknacker Wilhelm" wurde nun von der Erfinderwerkstatt Markus Füchtner aus Seiffen die neueste Figur vorgestellt: eine Holzrakete, aus der dank Weltraumtechnik bei Wärmeeinwirkung ein Nussknacker hervorgeht.

Wie das funktioniert? Das Geheimnis dahinter ist eine Feder aus Hightech-Material, die sich bei Wärme ausdehnt und in dieser Form bleibt. Es handelt sich hierbei um Form-Gedächtnis-Legierungen, in diesem Fall ein Gemisch aus Nickel und Titan, die beispielsweise an Reifen von Mars-Rovern und an Sonnensegeln im All eingesetzt werden. Mit diesem Werkstoff können die Reifen nicht kaputtgehen.

Drei Netzwerke bringen Tradition und Innovation zusammen

Die Idee, diese „Weltraumwerkstoffe“ in der Holzkunst einzusetzen, entstand aus einer interessanten Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Holzspielzeugmacherinnen und Holzspielzeugmachern. Über das Kreativzentrum „Denkstatt Erzgebirge“ haben sich der Holzspielzeugmacher Markus Füchtner und Holger Kunze, Forscher am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik, kennengelernt. Das Innovationsnetzwerk smart³ hat mit der Innovation Challenge ein neues Kooperationsformation organisiert und somit eine Flut an Produktideen erst möglich gemacht. So war es einer Gruppe von fünf Handwerkern aus der Region beispielsweise zuvor gelungen, mit dem Astronauten Matthias Maurer ihren Nussknacker Wilhelm als Botschafter des Erzgebirges auf die ISS zu schicken. Dieser war auch die Inspiration für die innovative Räucherrakete, die passend zum Weihnachtsgeschäft 2022 eingeführt wurde. Und es damit auch ins Fernsehen schaffte!

Das Bild zeigt Holger Kunze (Fraunhofer IWU).
© Fraunhofer IWU/Elias Hassos
Holger Kunze (Fraunhofer IWU).
Holger Kunze, Vorstandsvorsitzender smart3

„Wir beschäftigen uns mit Materialforschung und versuchen, intelligente Werkstoffe in neue Anwendungen zu bringen. Spielzeug ist da ein tolles Feld.“

Junge Menschen für die traditionelle Holzkunst begeistern

Das Bild zeigt die Räucherrakete
© Markus Füchtner
Räucherrakete "Willy"

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen der Region, insbesondere durch den Bevölkerungsrückgang und dem daraus folgenden Beschäftigungsrückgang im Bereich der überregional bekannten Holzkunst, hat sich smart3 im Sommer 2021 mit der „Denkstatt Erzgebirge“ zusammengetan, um das Nachfolgeproblem der leerstehenden Werkstätten anzugehen. Im Austausch mit dem smart3-Experimentierlabor NEUESwagen und den regionalen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern wurden die Begeisterung für Hightechmaterialien geweckt und innovative Produktideen entwickelt. So wurde u. a. durch die Gemeinde Seiffen ein Co-Working Space als Anlaufpunkt für junge Kreative eingerichtet, um dieser Zielgruppe die Möglichkeit zu geben, sich im Bereich Holzkunst auszuprobieren. Angeknüpft an traditionelle, regionale Wurzeln (Holzfigurenbau) sollten durch den Einsatz von Werkstoffen aus der Weltraumforschung junge Menschen für traditionelles Kunsthandwerk begeistert und damit der Berufsstand attraktiver werden. Das Team hofft, mit der FGL-Räucherrakete ein kleines Stück dazu beitragen zu können.

Der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller verkündet, dass an weiteren Projekten gearbeitet wird, Hightech-Materialen im Kunsthandwerk zu nutzen. Wir sind gespannt!