Die Optischen Technologien klar im Fokus

Team
Daniela Reuter (Mitte) und Team setzen sich für die Optischen Technologien ein.
Optence

In Wörrstadt, in der Nähe von Mainz, liegt umringt von malerischen Weinbaugebieten die Geschäftsstelle des Optence e. V. Wenn man Glück (und keine Angst) hat, wird man freudestrahlend vom Hund der Geschäftsführerin Daniela Reuter empfangen. Die Diplombiologin ist seit der Gründung im Jahr 2001 für die Clusterinitiative tätig, seit 2011 in ihrer heutigen Position. Zustande kam das Netzwerk durch eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Ergebnis einer Agenda zur Förderung der Optischen Technologien. „Es galt, in dieser wichtigen Schlüsseltechnologie im internationalen Vergleich nicht den Anschluss zu verlieren. Als Konsequenz gab es die klare Empfehlung, regionale Kompetenzen zu bündeln – und so ist das Netzwerk dann entstanden“, erklärt Daniela Reuter.

Die elf Gründungsmitglieder hatten ihren Sitz in Hessen und Rheinland-Pfalz. Bis 2008 wurde Optence vom BMBF gefördert. Heute finanziert es sich eigenständig durch Beiträge der Mitglieder. Im Laufe der Jahre hat sich das Netzwerk zunehmend auf andere Regionen ausgeweitet. Die 110 Mitglieder bilden die komplette Prozesskette der Optischen Technologien ab: von optischen Materialien, Beschichtung, Komponenten- (Linsen, Prismen) und Systemherstellern über Maschinenbauer (Verarbeitung der Komponenten) bis hin zu Messtechnikunternehmen. 70 Prozent der Mitglieder sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), 11 Prozent Großindustrie, weitere 11 Prozent dem Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) zuzurechnen und der Rest entfällt auf sonstige Akteure. Etwa die Hälfte der Mitglieder hat ihren Sitz in Hessen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, drei Prozent entfallen auf die Schweiz und sieben Prozent auf sonstige Regionen – beispielsweise hat sich auch ein Unternehmen aus Bulgarien dem Netzwerk angeschlossen.

Weitere Akteure kann sich Daniela Reuter gut vorstellen, vor allem wären diese aus den Anwenderbranchen wie Medizintechnik und Automotive oder aus Technologiefeldern wie Sensorik oder Integrierten Systemen wünschenswert. „Natürlich ist das Cluster grundsätzlich offen für jegliche Art der Zusammenarbeit – denn davon lebt ein erfolgreiches Netzwerk. Ich sehe es so: Als Clustermanager müssen Sie offen und gesprächsbereit sein, immer im Sinne Ihrer Mitglieder. Sie dürfen nicht sitzen und abwarten, sondern müssen die Dinge aktiv vorantreiben. Die Frage ‚Was brauchen die Mitglieder?‘ steht dabei stets im Vordergrund“, beschreibt sie ihren Ansatz.

Vielfältige Dienstleistungen für die Mitglieder

Der Optence e. V. verfolgt den Zweck, wissenschaftliches Know-how effektiv zu nutzen, die Anwendung und Verbreitung der Optischen Technologien zu fördern und die Grundlagen für deren breitere Nutzung in Wissenschaft und Praxis zu schaffen. Dazu wird der Technologietransfer im Bereich Optische Technologien unterstützt. Darüber hinaus werden Wissenschaft und Wirtschaft (sowie die Wirtschaft untereinander) vernetzt und der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit durch Fachveranstaltungen, berufliche Weiterbildungen, die Initiierung von Projekten sowie die Bildung von Arbeitsgruppen angeregt.

Ganz besonders wertvoll empfinden die Mitglieder des Optence e.V. die Vermittlung von Kontakten und Informationen. Dazu werden verschiedene Formate angeboten. Es gibt Veranstaltungen wie die Mitgliederversammlung, Netzwerktreffen mit eher informellerem Charakter – auch eine Weinprobe war schon darunter –, Netzwerktage, Arbeitsgruppentreffen mit hohem fachlichen Anspruch, Kontaktanbahnung auf internationaler Ebene durch Delegationsreisen (z. B. demnächst nach Tschechien), Matchmakings und natürlich Weiterbildungen. Im Jahr 2019 gab es allein 33 Veranstaltungen und Weiterbildungen. Bei der Planung und Umsetzung werden die Wünsche der Clusterakteure jederzeit gern aufgegriffen.

Darüber hinaus gibt es fachspezifische Arbeitsgruppen, aktuell fünf. Darunter z. B. eine Standardisierungsgruppe Messtechnik, die aus dem Netzwerk heraus entstanden ist. Hier wird gemeinsam an Normierungen im Bereich Messtechnik gearbeitet, die dem DIN-Ausschuss vorgelegt werden sollen. Die Normierung wird von den Mitgliedern gemeinsam erarbeitet und bildet deren Anforderungen optimal ab. So erfolgt eine wichtige Weichenstellung, die für die Mitglieder einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Ein sehr hoher und gemeinsam gestalteter Mehrwert für alle.

Weitere Serviceprojekte unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing, so wie die Verbreitung von Informationen über Newsletter, Soziale Medien oder eine Internetseite mit Jobbörse. Darüber hinaus gibt es weitere digitale Formate wie die „Kapazitätenbörse Messtechnik und Fertigung“, die mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) umgesetzt wurde und über die Firmen Angebote austauschen können.

Ebenso wie die Formate sind auch die Themen vielfältig und entstehen aus dem Netzwerk heraus.
Ein aktuelles Projekt ist die „Photonics Road Map“, gefördert vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz. Im Rahmen des Projektes werden Zukunftstrends und Zielmärkte der kommenden zehn Jahre untersucht und deren technologische Bedarfe bezogen auf die Optischen Technologien in einem interaktiven Prozess gemeinsam mit Mitgliedern des Optence e.V. und weiteren Playern der Branche identifiziert. Die sich daraus ergebenden Technologiefelder sollen evaluiert, dokumentiert, veröffentlicht und den Unternehmen und Anwendern der Optischen Technologien und Vertretern der Politik als Unterstützung für deren Strategiebildung zur Verfügung gestellt werden. Die Firmen können mit Hilfe der „Photonics Road Map“ ihre Marktchancen erkennen, Projekte rechtzeitig ableiten und planen und sich so Vorsprünge gegenüber anderen sichern. In der „Photonics Road Map“ wird besonders die, bedingt durch die Coronapandemie, veränderte Marktsituation berücksichtigt werden, die eine Anpassung zahlreicher Unternehmensstrategien erforderlich machen wird.

Umgesetzt werden diese Arbeiten von einem Team aus vier Personen mit individuellen Schwerpunkten – Newsletter, Weiterbildung, Internationalisierung, Geschäftsführung – aber natürlich alles mit gegenseitiger Unterstützung. Denn die Aufgaben der Clustermanagerin beschreibt Daniela Reuter wie folgt: „Sie müssen gern mit Menschen umgehen und sehr strukturiert arbeiten. Sie müssen Controlling machen können, auch wenn Sie nicht BWL studiert haben; eine Pressemeldung schreiben können, auch wenn Sie nicht Germanistik studiert haben; branchenspezifische Fachkenntnisse haben, auch wenn Sie keine Physikerin sind und Sie brauchen die Soft Skills – eine bunte Mischung eben!“

Besondere Highlights

Ein großer Erfolg für Optence war die Teilnahme am Projekt „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“, das Ende 2019 abgeschlossen wurde. Gleich drei FuE-Projekte mit insgesamt drei Millionen Euro Fördermitteln für die Clustermitglieder konnten hier gewonnen werden.

Eine der letzten großen Aufgaben war die Vorbereitung und Umsetzung der Jubiläumsveranstaltung „10. Wetzlarer Herbsttagung Moderne Optikfertigung“, die Ende September 2020 stattfand. „Wenn Sie das monatelang planen und dann sehen Sie auf der Veranstaltung zufriedene Gesichter, dann hat sich alles gelohnt.“ Außerdem: Im Januar 2019 konnte das 100. Mitglied, ein kleines Start-up, begrüßt werden – ein wichtiger Meilenstein.

Immer im 360º-Austausch

Um sicherzustellen, dass die Arbeit wirklich bei den Mitgliedern ankommt und ihnen auch weiterhilft, werden verschiedene Wege des Feedbacks genutzt. Eine klassische Mitgliederbefragung gibt es alle zwei Jahre. Selbstverständlich haben Daniela Reuter und Team aber ihr Ohr immer ganz nah an den Mitgliedern. So werden persönliche Gespräche geführt, Mailings ausgewertet und auch die Beteiligung an angebotenen Veranstaltungen lässt Rückschlüsse darauf zu, ob die Arbeit ankommt. Bei der Größe des Netzwerks ist es nicht regelmäßig möglich jedes Mitglied zu besuchen, aber Kontakt hält Frau Reuter telefonisch und nutzt auch Veranstaltungen und Messen, um gleich mehrere Mitglieder zu treffen: „Wenn ich das Gefühl habe, da muss jetzt mal wieder ein Kontakt her, dann finde ich auch eine Möglichkeit. Den Austausch innerhalb des Netzwerks würde ich als sehr gut bezeichnen. Er basiert auf einer sehr guten persönlichen Ebene und das spielt beim Netzwerken die wichtigste Rolle. Wenn Sie merken: Sie erreichen die Menschen und Sie kriegen den Input, der Ihnen weiterhilft, diesen Austausch, dann ist das eine ganz tolle Belohnung für die Arbeit.“ Erfahrungen fließen ständig in die Strategieentwicklung mit ein. Damit, dass es auch mal kritische Rückmeldungen gibt, muss man umgehen können.

Überregionalen sowie branchenübergreifenden Austausch ermöglicht die Mitgliedschaft von Optence u. a. im Dachverband OptecNet Deutschland e. V. sowie in anderen Netzwerken wie IVAM, Zenit, Kunststoff-Institut Lüdenscheid, Automatisierungsregion RheinMainNeckar u. v. m. Auch auf internationaler Ebene sind Daniela Reuter und das Team mit Partnernetzwerken im ständigen Austausch. Vernetzung ist und bleibt einfach das Kernthema!

Stimmen aus dem Netzwerk

Udo Umhofer – CEO der TOPAG Lasertechnik GmbH
Udo Umhofer – CEO der TOPAG Lasertechnik GmbH
© CEO TOPAG Lasertechnik GmbH
Udo Umhofer
Udo Umhofer – CEO der TOPAG Lasertechnik GmbH:

„Als überzeugter ‚Netzwerker‘ sind wir seit der Gründung von Optence im Jahr 2001 mit dabei. Wir schätzen besonders die angenehme Atmosphäre innerhalb des Netzwerks und den vertrauensvollen Informationsaustausch mit den Mitgliedern aus Industrie und Hochschulen. Daraus sind viele persönliche Kontakte entstanden. Bei Fragestellungen und Problemen hat man die Möglichkeit, schnell mal einen Kollegen zu kontaktieren, sich eine Einschätzung geben zu lassen oder weiterführende Tipps zu erhalten. Als kleines Unternehmen haben wir den Einstieg in geförderte Forschungsprojekte mit aktiver Unterstützung von Optence erfolgreich geschafft. Unser erstes Förderprojekt wurde mit Partnern aus dem Netzwerk realisiert, inzwischen sind wir wie auch Optence breiter aufgestellt und auch international aktiv.“


Tobias Müller
Tobias Müller – Manager der Business Unit Optics, Fraunhofer Institute for Production Technology IPT
© Fraunhofer IPT
Tobias Müller
Tobias Müller – Manager der Business Unit Optics, Fraunhofer Institute for Production Technology IPT:

„Das Optence-Netzwerk ist für uns die ideale Plattform, um uns mit Firmen der lokalen Optikbranche entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu vernetzen. Als NRW-ansässiges Institut sind wir erst seit drei Jahren Optence-Mitglied. Ein kleines bisschen stolz sind wir als erste Aachener im Optence-Netzwerk, dass uns inzwischen zahlreiche Aachener gefolgt sind. In diesen drei Jahren konnten wir zahlreiche Mehrwerte aus unserer Mitgliedschaft ziehen. Prominentestes Beispiel: Im April 2020 startet das dreijährige Projekt ‚FOSDIGUM‘, in dem wir an der Digitalisierung der Optikfertigung zusammen mit kompetenten und innovativen Partnern aus Finnland und Deutschland zusammenarbeiten dürfen. Das Projekt ist in das von Optence gewonnene Internationalisierungsprojekt eingebettet.“

Weiterführende Informationen

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