Meldung
17.08.2017

Kunststoff-Netzwerk Franken: Treffpunkt Kunststoff 2017 – „Auswirkungen von Megatrends auf die Kunststoffindustrie”

„Digitalisierung und neue Mobilität als Herausforderung und Chance für die Kunststoffbranche”

Der Kunststoff-Netzwerk Franken e. V. und das Cluster Neue Werkstoffe luden am 27. Juli 2017 nach Bayreuth ein, um die Auswirkungen der Digitalisierung und der neuen Mobilität auf die Kunststoffbranche zu erörtern. Deren Auswirkungen auf die Produktion der Zukunft, verbunden mit einem veränderten Mobilitätsverhalten, bestimmen derzeit die Diskussion in den Unternehmen und in den Medien.

Die Referenten und Veranstalter des Treffpunkt Kunststoff 2017
v.l.n.r. oben: Maarten Wermers, Dr.-Ing. Christian Leister, Dipl.-Ing. Thomas Uhlemann, Dr. Klaus Funk, Thomas Elsasser und Dr. Edgar Quandt. unten: Dr.-Ing. Thomas Neumeyer, Marc Kreidler, Hans Rausch und Dr. Marcus Rauch
© Kunststoff-Netzwerk Franken e. V.
Kunststoff-Netzwerk Franken: Treffpunkt Kunststoff 2017 – „Auswirkungen von Megatrends auf die Kunststoffindustrie”

Die daraus resultierenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen bieten Chancen und Herausforderungen gleichermaßen. Hans Rausch vom Kunststoff-Netzwerk Franken e. V. und Dr. Marcus Rauch vom Cluster Neue Werkstoffe begrüßten die Teilnehmer und führten zusammen mit KNF-Vorstandsmitglied Dr. Quandt durch die weitere Veranstaltung.

Zum Auftakt des Treffpunkt Kunststoff stellte Dr. Klaus Funk vom ZD.B (Zentrum Digitalisierung Bayern) das Thema „Digital Engineering and Production – Herausforderungen und der Nutzen von dynamischen kollaborativen Netzwerken” vor. Durch die zunehmende Vernetzung und Integration der Produktionssysteme im Zuge des Industrie 4.0 Ansatzes wird eine technische, prozessuale und kulturelle Integration notwendig, so Dr. Funk. Dies wird zu Veränderungen bei Produkten, Märkten, Mitarbeitern und Kunden führen. Dabei muss man sich immer vor Augen halten, dass die Digitalisierung bzw. die Industrie 4.0 keine Blaupausen bereithält, sondern immer eine individuelle Anpassung und Optimierung an die Bedarfe der Unternehmung verlangt, sei es im Hinblick auf den Grad der Vernetzung oder auf eine Steuerung, die auf einem dynamischen Modell basierend situativ reagieren kann. Ein weiterer Aspekt sind die immer kürzer werdenden Innovations- und Lebenszyklen. Heute muss oftmals schon eine Entwicklung angestoßen werden, ohne die genau Endspezifikationen zu kennen. Um hier erfolgreich zu sein, werden neue Formen der Zusammenarbeit entlang des Innovations- und Lebenszyklus benötigt, um die steigende Komplexität handhaben zu können.

Mit der Zukunft der Mobilität setzte sich Dr. Marcus Rauch vom Cluster Neue Werkstoffe der Bayern Innovativ auseinander. Dass sich die Automobilindustrie in einem Wandel befindet, ist unbestritten und zeigt sich gerade in den heutigen Diskussionen um alternative Antriebe und autonomes Fahren. Schlagworte wie „Neue Mobilität” und „Nachhaltigkeit” sind allgegenwärtig. Dies führt zu neuen Themenstellungen wie die Beschleunigung der Fahrzeugentwicklung, die Elektrifizierung oder das Zusammenspiel von Informations- und Kommunikationstechnologien mit rechtlichen Fragestellungen. Spannend wird es, wenn sich der Blick auf das Umfeld des Fahrzeugs richtet. Themen wie Mikromobilität, Smart Mobility Services oder auch Mobilitätsszenarien spielen hier eine Rolle. So entsteht gerade ein Paradigmenwechsel weg vom Besitz eines Fahrzeuges hin zur Fahrzeugnutzung und somit zu einer „Door2Door” Mobility, was ganz neue Anforderungen und Herausforderungen schafft.

Ein Schwerpunkt hierbei sind „Car on Demand und Mobility on Demand” Konzepte, die eine individuelle Nutzung ermöglichen. In diesem Spannungsfeld bieten sich eine Vielzahl an Möglichkeiten mit maßgeschneiderten Dienstleistungsangeboten den Markt zu erobern. Die heutigen OEMs und Zulieferer müssen sich dieser Herausforderung stellen und neue Strategien entwickelten. Beispielsweise betreibt Bosch mit ihrer Tochterfirma COUP in Berlin einen eScooter Sharing-Dienst und baut damit ein komplett neues Geschäftsfeld im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen auf. Es zeigt sich, dass gerade an den Schnittstellen, wo etablierte Verfahren mit neuen Technologien und neuen Denkweisen aufeinandertreffen, neue Geschäftsmodelle und Innovationen entstehen. All dies wird mehr Chancen als Risiken für die Werkstoff- und Fertigungstechnologien ergeben, wie Herr Dr.Rauch zum Abschluss betonte.

Nach der Mittagspause führte Dr. Edgar Quandt durch den Themenschwerpunkt „Neue Mobilität”. Maarten Wermers von der Merck KGaA beleuchtete die Herausforderungen und Chancen der neuen Mobilität und schaffte damit den perfekten Übergang in die Fachvorträge. Die Zukunft der Mobilität „Was treibt uns an?” stand dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen. Einen Beitrag zur Reichweitenerhöhung im Hinblick auf die Elektromobilität stellte Dr.-Ing. Christian Leister von der REHAU AG vor. Das Thema „Nachhaltige Produktion von Leichtbaustrukturen. Ein Widerspruch?” beleuchtete Dr. Thomas Neumeyer von der Neue Materialien Bayreuth GmbH. Thomas Uhlemann vom Fraunhofer IPA leitete diesen Themenblock mit dem Vortrag „Bewertung von Produktionsanlagen: Von der messtechnikbasierten Datenanalyse bis zu deep learning” ein. Marc Kreidler von der ARBURG GmbH + Co KG präsentierte das Thema Industrie 4.0 in der Kunststoffbranche.

Der Abschlussvortrag beschäftigte sich mit der „Wirtschaftsspionage in Zeiten der Digitalisierung”. Thomas Elsasser vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz zeigte die Entwicklung der Wirtschaftsspionage der letzten Jahrzehnte auf und verdeutlichte, dass sich die Gefahr in Zeiten der Digitalisierung deutlich erhöht hat.

Die Veranstaltung war gekennzeichnet durch eine intensive und umfangreiche Diskussion, die im Anschluss bei einem gemeinsamen Abschlussimbiss fortgesetzt wurde.