Meldung
06.11.2017

Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (Ci3): Impfen gegen den Krebs

Ein ausführlicher Artikel über das Potenzial von Ribonukleinsäure (RNA)-basierten Impfstoffen gegen Krebs, bei deren Entwicklung das Unternehmen BioNTech, Mitglied des Clusters für Individualisierte ImmunIntervention (Ci3), eine führende Rolle einnimmt, ist in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen. BioNTech gehörte außerdem zu den drei „Gold-Sponsoren” der 5. Internationalen mRNA Health Conference, die vom 1. bis 2. November 2017 in Berlin stattfand und auf der etwa 280 WissenschaftlerInnen und innovative Wegbereiter aus Wissenschaft und Industrie die Transformation des mRNA-Bereichs von der „Entdeckungsphase” in die therapeutische Realität diskutierten.

Der Sprung vom Labor in die Klinik und auf den Pharmamarkt steht an. Wenn sich die Erfolge der ersten klinischen Tests in den nächsten Studien bestätigen lassen, darf die Medizin bald auf eine neue Art der Behandlung und Prophylaxe hoffen.

„Bisher dominierten Antikörper und ,small molecules‘, nun nimmt man Ribonukleinsäure (RNA) als Arzneimittel wahr, und es fließen mehr Investitionen”, sagt Jörg Vogel, der auf der Konferenz als Gründungsdirektor das neue Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung vorstellen wird, das in Würzburg gerade im Entstehen ist. Mit seinen Kollegen will er die akademische Seite vertreten in diesem Bereich, dessen Boom von den Errungenschaften der jüngsten Vergangenheit profitiert. Mehrere Nobelpreise pflasterten den Weg: „Entdeckungen, wie die der RNA–Interferenz, förderten das Forschungsfeld, zudem gelingt die Synthese von RNA inzwischen einfacher”, erklärt Vogel, warum das Potenzial vergleichsweise spät erkundet wird. Dabei hat RNA gegenüber anderen Substanzklassen einige Vorteile zu bieten, so sind die Präparate recht stabil, lassen sich womöglich „in der Hosentasche nach Afrika tragen”, auf die oft mühevolle Kühlung könnte verzichtet werden.

RNA ist der neue Hoffnungsträger

Vom Gen auf dem DNA–Strang zum Eiweißmolekül: Seit Jahrmillionen nutzen Organismen bewährte Prozesse zur Proteinbildung. Diesen universellen Reigen aus Transkription, Translation und entsprechenden Synthesen will man in Zukunft direkt für die Medizin nutzen. Was bisher aufwendig und teils teuer in komplexen Industrieanlagen hergestellt werden muss, produziert der Körper in seinen Zellen dann schlicht selbst. Impfstoffe zum Beispiel. Oder Krebsmedikamente. Man muss nur die Vorlage für die gewünschten Proteine spritzen, und zwar in Form von Ribonukleinsäuren als „messenger”, kurz mRNA. So lautet jedenfalls die einfache wie überzeugende Idee, seit man weiß, dass fremde genetische Blaupausen in den Zellen nicht sofort zerlegt, sondern durchaus abgelesen werden. Wenn sie am richtigen Ort landen. Diese molekularen Botschaften gilt es nun sorgfältig zu entwickeln und in ein pharmakologisch brauchbares Format zu packen.

Heilung wird einmal möglich sein

Fragt man den Mediziner Ugur Sahin, wie er Krebs definieren würde, erklärt der 51-jährige Onkologe: „Eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen durch Mutationen, das heißt genetische Veränderungen, in die Lage versetzt werden, sich unkontrolliert zu vermehren, was das Leben des Patienten gefährden kann.” Diese Mutationen können als Tumorantigene vom Immunsystem erkannt werden, sind jedoch bei jedem Patienten unterschiedlich wie Fingerabdrücke. Dass die große Zahl der individuellen Angriffsziele bei der Behandlung unberücksichtigt bleibt, hält Sahin für das größte Manko der heutigen Krebsmedizin. „Wir suchen vermehrt nach Therapien, mit denen wir Krebs an den Wurzeln angehen. Das erhöht die Chance, dass Patienten nicht nur temporär von der Behandlung profitieren, sondern geheilt werden“, sagt Sahin, der davon überzeugt ist, dass eine Heilung einmal für die meisten Krebsarten möglich sein wird. Sein 2008 gegründetes Unternehmen BioNTech in Mainz gehört zu den drei „Gold-Sponsoren” der Berliner mRNA-Konferenz. Zwar nutzt man mehrere Technologieplattformen und beschäftigt sich außerdem mit präventiven Impfstoffen, doch BioNTech hat sich in erster Linie der individualisierten Krebsbehandlung verschrieben.

Für maßgeschneiderte Krebsvakzine ist Ribonukleinsäure ein probates Mittel, wie sich Anfang Juli in „Nature” nachlesen ließ. Dort wurde über zwei neuartige Therapien gegen schwarzen Hautkrebs berichtet. Eine Studie beruhte auf dem Mainzer mRNA-Konzept: Dreizehn Patienten im fortgeschrittenen Stadium hatten bis zu acht Injektionen mit individuell zusammengestellten RNA-Abschnitten in ihre Lymphknoten erhalten, bei der Mehrheit schlug diese Art der Behandlung erfolgreich an. Für jeden Probanden hatte man zuvor die Mutationen der jeweiligen Melanome bestimmt und davon fünf beziehungsweise zehn als spezifische Tumorantigene ausgewählt: Auf genau diese Neo-Epitope sollte das Immunsystem mittels mRNA-Vakzin aufmerksam gemacht werden.

Der vollständige Artikel kann in der Online-Ausgabe (Link in den „Weiterführenden Informationen”) der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 24. Oktober 2017 nachgelesen werden.