Cross-Cluster-Erfolg in der Bioökonomie

Mit ihrem Cross-Cluster-Projekt wollen das „go-cluster“-Mitglied Chemie-Cluster Bayern und das Cluster Neue Werkstoffe die Nutzung von biobasierten Chemikalien und Werkstoffen etablieren, neue Kooperationspotenziale zur Nutzung von nachwachsenden Roh- und Reststoffen identifizieren und den Aufbau der Bioökonomie in Bayern vorantreiben.

Mehrere Geschäftsleute halten in ihren Händen Erde mit einer jungen Pflanze.
© AdobeStock / wanida prapan/EyeEm

Die Bioökonomie ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Ihr Ziel ist es, erneuerbare Ressourcen und Reststoffe effizient und nachhaltig zu nutzen. Sie ist der Schlüssel für einen Umbau der fossilbasierten Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen, ressourcenerhaltenden Wirtschaftsweise. Dieser Wandel trifft auch die Unternehmen der Chemie und der Materialentwicklung. Für diese gilt insbesondere, verstärkt Grundchemikalien und Materialien auf biologischer Basis zu verwenden sowie Restströme effizienter zu nutzen.

Im Rahmen der Förderinitiative „Cross-Cluster-Bayern Bioökonomie“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie haben sich die Cluster Chemie-Cluster Bayern und Cluster Neue Werkstoffe zusammengeschlossen, um diese Transformation voranzutreiben. Für die Entwicklung neuer biobasierter Wertschöpfungsketten nutzt die Cross-Cluster-Initiative zusätzlich zum Clusterwissen eine datenbankgestützte Software.

Datenbank als Grundlage einer biobasierten Wertschöpfungskette

Diese Software, der sogenannte Value-Chain-Generator, wurde im europäischen Projekt AlpLinkBioEco entwickelt. Die 14 beteiligten Projektpartner, darunter auch das Chemie-Cluster Bayern, füllten die Datenbank mit öffentlichen Informationen zu Akteuren aus Forschung und Industrie, die im Alpenraum ansässig sind. Die in der Datenbank enthaltenen Informationen zu Eingangsstoffen, Endprodukten, Prozessen sowie Neben- und Abfallströmen ermöglichen unter Nutzung eines Algorithmus die branchenübergreifende Verknüpfung von Zulieferern und Abnehmern.

Im aktuellen Projekt, Gewinner des ClusterERFOLGS 2021, verfolgen das Chemie-Cluster Bayern und das Cluster Neue Werkstoffe den eingeschlagenen Weg weiter und warben im ersten Schritt aktiv um die Beteiligung (bayerischer) Unternehmen, um den Value-Chain-Generator an aktuellen Herausforderungen der interessierten Unternehmen zu testen. Die Resonanz auf dieses Projekt und die innovative Vernetzungsmethode mittels datenbankgestützter Software war groß und fiel durchweg positiv aus. Mit den teilnehmenden Unternehmen wurden Eingangsstoffe, Endprodukte und Prozesse besprochen und ganz konkret die Herausforderungen der Zukunft und die Ziele in Richtung Nachhaltigkeit diskutiert. Darauf aufbauend recherchierten und präsentierten die Projektpartner mithilfe des Value-Chain-Generators konkrete Umsetzungsideen und Kooperationsvorschläge.

Vernetzungsideen mit Zukunft

Diese Ideen zur Vernetzung stießen ebenfalls auf offene Ohren: Es fanden bereits mehrere Initiierungstreffen für den ersten Austausch zwischen potenziellen Projektpartnern statt, die im Nachgang zu neuen Geschäftsbeziehungen mit passenden Partnern führen könnten. Darunter ist zum Beispiel ein Abnehmer, der aus industriellen Holzresten mithilfe eines thermochemischen Umwandlungsprozesses (Pyrolyse) Biokohle herstellt. Für die Biokohle wiederum hat sich ebenfalls ein Abnehmer gefunden. Weitere erfolgversprechende Themen sind biobasierte Hilfs- oder Zusatzstoffe, sogenannte Additive, alternative Quellen für Fette, Öle und Lösungsmittel, Markierungssubstanzen für das Kunststoffrecycling, nachhaltige Rohstoffe sowie die klimafreundliche Nutzung von kohlenstoffhaltigen Restströmen.

Das langfristige Ziel ist es, die Methodik und die Software zur Vernetzung bundesweit möglichst vielen Clustern und Regionalentwicklern zu Verfügung zu stellen, um es mehr Unternehmen zu ermöglichen, sich auf dem international wachsenden Bioökonomiemarkt zu positionieren. Unterstützung erfährt das Chemie-Cluster Bayern dabei durch das „Förderprogramm Transnationale Zusammenarbeit“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Durch die einjährige Förderung kann das Chemie-Cluster Bayern im Jahr 2022 die Einbindung weiterer deutscher Clustereinrichtungen gezielt angehen und somit eine Weiterführung des Projekts garantieren. Interessierte Clusterinitiativen und Regionalentwickler sind herzlich eingeladen, die Software zu nutzen und sich aktiv mit ihren Herausforderungen oder Fragen zum Thema Bioökonomie einzubringen.

Chemie-Cluster Bayern

Das Chemie-Cluster Bayern ist eine vom Bayerischen Staat initiierte und vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) geförderte Einrichtung mit ca. 120 Mitgliedern aus Forschung und chemischer Industrie. Die Aufgabe des Clusters ist es, den Wirtschaftsstandort Bayern durch Technologietransfer, die Aufdeckung versteckter Märkte und den Austausch zwischen Unternehmen und Wissenschaft zu stärken. Darüber hinaus stellt das Cluster eine etablierte Kontaktstelle für Förderprojekte dar und sorgt für die Identifizierung passender Projektpartner und Fördermittel. Aufgrund der globalen Ausrichtung der Mitglieder ist das Chemie-Cluster Bayern nicht nur bayernweit, sondern in ganz Deutschland und der Welt aktiv. Es pflegt ein enges Netzwerk mit Gründenden mit Geschäftsideen für die Bioökonomie.

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