Im Zentrum der Geoinformationswirtschaft

Das Bild zeigt fünf Personen stellvertretend für das Team des GEOkomm e. V.
Stellvertretend für das gesamte Team des GEOkomm e. V. (v. l. n. r.): Dr. Klaus Hildebrandt, Matthias Richter, Dr. Peter A. Hecker, Isabelle Uhlig und Dr. Silva Fischer
© Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Team

Auf dem Weg zum Sitz des GEOkomm e. V. durchquert man das Holländische Viertel im Zentrum Potsdams, das durch rote Backsteinhäuser geprägt wird. Die Geschäftsstelle des Verbandes der Geoinformationswirtschaft sitzt in einem Altbau auf zwei Etagen, die durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden sind.
Seit seiner Gründung im Jahr 2002 ist das Team des Innovationsclusters auf mittlerweile sieben Mitarbeitende angewachsen und wurde bereits 2005 Teil der „Kompetenznetze Deutschland“, dem Vorgänger der Exzellenzmaßnahme „go-cluster“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Aus dem ursprünglich als Lobbyeinrichtung gegründeten Verband entwickelte sich mit dem Fokus auf das Thema Innovationsförderung rasch eine zentrale Vertretung für die Geoinformationswirtschaft – in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg und bundesweit.

Mitten im Zentrum der Geoinformationswirtschaft

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg ist Heimat für das weltweit stärkste Forschungs- und Wissenschaftsumfeld im Bereich Geoinformation. Das GEOkomm-Büro liegt in direkter Nachbarschaft zu wichtigen Akteuren der Branche: das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), mehrere Fachhochschulen und Universitäten sowie Forschungseinrichtungen wie das Hasso-Plattner-Institut (HPI) und das Einsatzführungskommando der Bundeswehr haben ihren Sitz in Berlin, Potsdam und Umgebung. So ist im engen Radius der Clusterinitiative ein Unternehmerumfeld und Entscheidungszentrum entstanden, zu dem natürlich auch die Landesregierungen von Brandenburg und Berlin sowie die Bundesregierung zählen. Peter Hecker erklärt: „Es gibt in Deutschland keinen anderen Ort, wo das so konzentriert der Fall ist.“

GEOkomm bringt Innovation in KMU

Ursprünglich leitete Landwirt Peter Hecker, Gründer und Geschäftsführer des Innovationsclusters, ein landwirtschaftliches Beratungsbüro. Durch einen Auftrag der damaligen EADS-Tochter Infoterra, heute Airbus Defence & Space, kam er zum ersten Mal in Berührung mit der Förderung durch öffentliche Mittel, in diesem Fall durch das Bundeswirtschaftsministerium. Ziel des Projektes war es, Satellitendaten aus dem Radarbereich zu vermarkten: Die Daten sollten gewinnbringend verkauft werden, sodass aus dem Ertrag die Entwicklung der zweiten Generation des eingesetzten Satelliten finanziert werden konnte. Zu dieser Zeit, also um die Jahrtausendwende herum, wurden Satellitendaten hauptsächlich in der Verteidigung genutzt, nicht jedoch in der kommerziellen Wirtschaft oder in der Verwaltung. Die Community bestand damals aus wenigen Kleinstunternehmen. Diese und die Kundinnen und Kunden aus der Verwaltung wollte man erreichen. Daraus entstand die Idee für einen Verein als Verband der GeoInformationswirtschaft: die Geburtsstunde des GEOkomm e. V. Durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit und wöchentliche Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen erlangte der Verein in kurzer Zeit große Bekanntheit.

Nicht nur das ursprüngliche Ziel, die Finanzierung des Satelliten, wurde erreicht, sondern es folgte auch eine Ausweitung der Vereinsaktivitäten auf EU-Tätigkeiten: GEOkomm wurde Gründungsmitglied des NEREUS-Network, das von Brüssel aus Regionen unterstützt und verbindet, in denen Weltraumtechnologie produziert und genutzt wird. Weitere EU-Projekte kamen hinzu und GEOkomm unterstützte zum Beispiel dabei, Vorgaben der Europäischen Union in der PSI-Richtlinie in nationale Gesetzgebung zu übersetzen. Insbesondere dieser Einsatz verhalf dem Verein zu so großer Resonanz, dass sogar eines Tages das Bundeskartellamt bei Peter Hecker anrief und um seine Einschätzung und Expertise bat. Nach diesem erfolgreichen Start zeichnete sich jedoch ab, dass andere Organisationen in der Lobbyarbeit besser aufgestellt waren, vor allem finanziell. Aus diesem Grund fiel die Entscheidung, den Fokus von GEOkomm auf die Unterstützung von und den Mehrwert für Unternehmen zu legen – der Wandel zur Clusterinitiative begann.

Die Geschichte der Finanzierung des Vereins begann als sogenanntes Brandenburger „Branchenkompetenznetzwerk“ mit einer Startfinanzierung über die GRW-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur") der Investitionsbank Berlin. Heute steht das Innovationscluster auf eigenen Beinen und finanziert sich komplett eigenständig. Einen Großteil der Arbeit des GEOkomm-Teams bildet die Innovationsförderung. Die Clusterinitiative begleitet dafür KMU im gesamten Innovationsprozess von A bis Z und ermöglicht seinen Mitgliedern den Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei unterstützen die Mitarbeitenden des Clusters zum Beispiel bei Anträgen für Fördermittel, FuE-Aktivitäten und letztlich bei der Vermarktung der entwickelten Produkte.

Vor allem schließt GEOkomm die Lücke zwischen Forschung und Entwicklung und der Vermarktung. Im Regelfall erhalten KMU nur schwer Zugang zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Große Konzerne haben dafür eigene Forschungsabteilungen, die sich kleine KMU nicht leisten können und deren finanzielles Risiko zudem zu groß wäre. Also bringt GEOkomm die Innovationen in die KMU. Die Clusterinitiative sieht sich zudem als der Partner, der garantiert, dass das funktioniert, was die KMU planen. „Wir begleiten den ganzen Prozess: die Unternehmen lernen sich kennen, haben eine Idee, wir entwickeln die Idee mit ihnen zusammen, gehen durch das ganze Paperwork – das ist für jemanden, der das zum ersten Mal macht, schon eine ganz schöne Herausforderung, und betreuen die Unternehmen dann bis zum – wenn es gut läuft – Abschluss ihres erfolgreichen FuE-Projektes und darüber hinaus, was die Vermarktung des Ganzen angeht“, fasst Peter Hecker die Vereinsarbeit zusammen.

Eine Branche im rasanten Wandel

Das Foto zeigt einen Monitor, auf dem Geodaten zu sehen sind.
Heutzutage gibt es Geodaten in großer Menge zur freien Verfügung im Netz, hier der Brandenburgviewer-Plus.
© Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Brandenburgviewer-Plus
In den vergangenen 10 bis 20 Jahren hat die Bedeutung und Nutzung von Geodaten enorm zugenommen. Nicht nur die Feinheit, mit der verschiedenste Sensoren sie mittlerweile erfassen, prozessieren und verarbeiten können, ist gestiegen, sondern auch die Menge und Speichermöglichkeiten der Daten. „Früher war Geo viel spezieller und spezifischer. Heute besitzt fast jede Person ein Gerät, das raumbezogene Dienste verwendet“, so Peter Hecker. Inzwischen ist die Geoinformation ein sehr weites Feld, das „in der grünen Wiese anfängt“ und irgendwo bei der Medizininformatik endet.

Zudem hat die Künstliche Intelligenz ihren Weg in die Geoinformationswirtschaft gefunden: Sie bietet einen unbeschreiblichen Mehrwert bei der Verarbeitung dieser Daten für Unternehmen und deren Wertschöpfung sowie gleichzeitig für die Öffentlichkeit und die Gesellschaft.Die Geoinformationswirtschaft als Querschnittsfeld bietet vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen viele Nischen, in denen sie sich erfolgreich positionieren und sich die vorhandenen technologischen Informationen zunutze machen können.

GEOkomm: Ein verlässlicher Partner für Innovationen

Heutzutage ist GEOkomm vor allem in ZIM-Innovationsnetzwerke involviert und befasst sich thematisch etwa mit der Binnenschifffahrt, der Kommunikationsinfrastruktur oder der Agrarwirtschaft:

  • Das Netzwerk DigiShip treibt die Digitalisierung der Binnenschifffahrt voran. Dazu gehören zum Beispiel Fahrerassistenzsysteme für Schiffe, das autonome Fahren von Schiffen, die Navigation und Routenplanung im Hinblick auf Schleusen und Treibstoffverbrauch, die Assistenz beim Einparken von Sportbooten, etwa durch unerfahrene Skipper. Ökologische Aspekte und Herausforderungen der IT-Sicherheit spielen hierbei eine große Rolle. Die hierfür eingesetzte Technologie wird parallel für ein weiteres Projekt in Teheran genutzt, der Hauptstadt des Iran. Das Problem: Dort wurde in der Vergangenheit massiv Grundwasser abgepumpt, was zur Folge hat, dass Areale der Stadt absinken, wodurch es zu Straßenschäden und einstürzenden Gebäuden kommt. Die Antennen, die im Rahmen von DigiShip entwickelt wurden, werden zum Monitoring eingesetzt, sodass Bewegungen frühzeitig registriert werden können und ein Handeln zeitnah möglich ist.
  • Im Netzwerk Vernetzte Digitale Gesundheitsversorgung, kurz VerDiGes, steht die digitale Entwicklung in der Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt. Die Berührungspunkte mit der Geoinformationswirtschaft liegen hier insbesondere in der pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum, zum Beispiel durch Telemedizin. Auch in diesem Kontext stellt die IT-Sicherheit ein wichtiges Thema dar.
  • Das Netzwerk agrASpace befasst sich mit dem Einsatz der Luft- und Raumfahrttechnik in der Landwirtschaft. Dabei werden zum Beispiel unbemannte Flugzeuge bzw. Drohnen für die Befliegung von Weinbergen eingesetzt.
  • Das Nachfolgeprojekt für das kürzlich ausgelaufene Netzwerk Twin4Bim ist bereits in Arbeit. Ziel dieses Netzwerkes war es, im Bauwesen (BIM = Building Information Modeling) digitale Abbilder – auch digitale Zwillinge genannt – von Bauten zu schaffen; sowohl von Bestandsgebäuden als auch von Gebäuden, die sich noch in der Planungsphase befinden. Mit über 20 FuE-Anträgen war dieses Netzwerk besonders erfolgreich.

Die ZIM-Innovationsnetzwerke sind das Fundament der Finanzierung des Clusters, sodass neue Netzwerke immer eine gewisse Planungssicherheit schaffen.

Das Foto zeigt Frau Dr. Silvia Fischer am Schreibtisch sitzend.
© Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Dr. Silvia Fischer
Dr. Silva Fischer, Netzwerk- und Innovationsmanagerin:

„Was ich total mag, ist die Leidenschaft, mit der die Leute an ihren individuellen Themen arbeiten. Sie brennen für die Dinge, die sie tun, und es macht Spaß, sie dabei zu begleiten, weil die Leidenschaft auf uns überschwappt.“

Außerdem war GEOkomm an der erfolgreichen Bewerbung von Potsdam als Smart City Modellkommune beteiligt, einer Ausschreibung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI).

In seiner Funktion als Copernicus Relay – also als Botschafterin der Weltraumstrategie der Europäischen Kommission – ist die Clusterinitiative derzeit in einen Projektantrag für den Aufbau eines Projektbüros für kommunale Anwendungen involviert. Kommunale Bedarfsträger sollen an Copernicus-Daten herangeführt werden. GEOkomm fungiert als Schnittstelle, verschafft den Zugang zu den Daten und vermittelt das notwendige Know-how. Die Projektpartner BavAIRia, ebenfalls „go-cluster“-Mitglied, Aviaspace sowie der Geoinformationsdienstleister GAF AG und die IABG mbH sitzen in Süddeutschland und Bremen.

Projekterfolge nachzuhalten sei bisweilen schwierig, so das GEOkomm-Team. Neben dem erfolgreichen Ablauf von Projekten gibt es als Erfolgskriterium auch „Wiederholungstäter“, die von sich aus wiederholt an GEOkomm herantreten, um durch das Cluster Projektpartner zu gewinnen. Aufgrund der individuellen Anforderungen ist jeder Erfolg für einen Partner auch ein Erfolg für GEOkomm. Oder wie Peter Hecker zusammenfasst: „Jeder Tag ist ein Erfolgstag!“

Schnittstelle zwischen Expertise und Projektmanagement

Derzeit vertritt GEOkomm um die 100 Mitglieder, zu denen überwiegend KMU und Forschungseinrichtungen zählen. Neue Akteure, zum Beispiel für ZIM-Innovationsnetzwerke, werden bei Bedarf angesprochen und eingebunden. Die besondere Herausforderung ist für das Team, mit den Geschäftsführenden bzw. Unternehmen trotz der thematisch großen Bandbreite auf Augenhöhe zu kommunizieren und in neue Projekte und ihre Themen hineinzuwachsen. Das Motto des Clusterteams lautet: „Wir bringen die Leute zusammen, die am Ende die Spezialisten sind.“

Das Foto zeigt Dr. Klaus Hildebrandt und einen Mitarbeiter vor zwei Monitoren an einem Schreibtisch.
© Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Dr. Klaus Hildebrandt
Dr. Klaus Hildebrandt, stellvertretender Geschäftsführer, Netzwerk- und Innovationsmanager:

„Ich bin ganz bewusst zu GEOkomm gekommen, um diese Innovationsförderung mit zu begleiten. Es macht große Freude, mit verschiedenen Akteuren immer wieder in unterschiedlichen Branchen und mit unterschiedlichen Aspekten an ganz verschiedenen Innovationsthemen arbeiten zu können.“

GEOkomm bietet Austausch, Fortbildungen und Expertise

Vor der Pandemie nutzte das GEOkomm-Team vor allem persönliche Gespräche für die Vernetzung und den Kontakt zu Mitgliedern und relevanten Akteuren. Die Coronapandemie mit ihren Auswirkungen schnitt den Informationsfluss erst einmal ab, viele Unternehmen zogen sich zurück. Mittlerweile sind Veranstaltungen in der digitalen Welt der Standard. Klaus Hildebrandt jedoch „[…] würde gern wieder mehr in Präsenz machen. Man merkt, dass es das nicht eins zu eins ersetzen kann.“ Das gilt zum Beispiel für die Angebote der GEOkomm Academy. Sie bietet Fortbildungen für festgelegte Zielgruppen, wobei die Referentinnen und Referenten häufig aus dem Kreis der GEOkomm-Mitglieder kommen.

Die Coronapandemie und ihre Folgen schränkte auch den Austausch mit anderen Clusterinitiativen und Netzwerken in Berlin und Brandenburg deutlich ein, was einen Blick über den Tellerrand erschwert. Vor der Pandemie gab es einen intensiven Austausch mit allen größeren Clustern in Berlin und Brandenburg.

GEOkomm offeriert seinen Mitgliedern zwei wiederkehrende Austauschformate: den Technologiebrunch und den Technologiesalon. Der monatliche Technologiebrunch findet mittlerweile wieder in Präsenz statt. Im kleinen Rahmen treffen sich Interessierte einmal im Monat für einen 15-minütigen Vortrag, dem weitere 15 Minuten Diskussion folgen. Der anschließende Brunch gibt Gelegenheit, das Thema weiter zu diskutieren und sich zu vernetzen. Im Technologiesalon bietet GEOkomm die Möglichkeit, mit Ausblick vom Dach des Brandenburger Landtagsgebäudes neue Themen zu testen und die Position am Markt auszuloten. Als Abschluss lockt ein Get-together in lockerer Kaminrunden-Atmosphäre.

Das GEOkomm-Team steht bei jeder neuen Anfrage und jedem neuen Projekt vor der Herausforderung, sich als Expertinnen und Experten für Querschnittsthemen in das jeweilige Fachgebiet hineinzudenken und dabei die eigenen Grenzen zu kennen. Die Erwartungen der Mitglieder sind ganz unterschiedlich: Manche wünschen sich Veranstaltungen und die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Andere erwarten vor allem Unterstützung hinsichtlich einer potenziellen Projektförderung und bei der Suche nach Projektpartnern.
Die Angebote des Innovationsclusters an seine Mitglieder sind vielseitig: Neben Finanzierungsthemen und Expertise zur Fördermittelakquise, zum Beispiel die ZIM-Netzwerke des BMWK und Qualifizierungsmöglichkeiten, bietet GEOkomm vor allem Zugang zu Netzwerken wie der ESA – in der der Rolle als Copernicus Relay – und zum MediaTech Hub Potsdam.

„go-cluster“-Mitgliedschaft als Qualitätssiegel

Als Peter Hecker sich 2005 auf das anspruchsvolle Bewerbungsverfahren für die „Kompetenznetze Deutschland“ einließ, reizten ihn vor allem die damit verbundenen Zertifizierungen. Aus seiner Berufserfahrung im internationalen Kontext, insbesondere im skandinavischen Raum, schätzt er Zertifizierungen als objektive Qualitätskriterien und konstatiert für die „go-cluster“-Mitgliedschaft: „Wir werben damit.“

Der Austausch nach Veranstaltungen im Rahmen von „go-cluster“ bietet zudem die Möglichkeit, neue thematische Netzwerke entstehen zu lassen. Im Gespräch mit Teilnehmenden, zum Beispiel anderen Clustermanagerinnen und -managern, ergeben sich Themenideen für neue Projekte und Konsortien.

Stimmen aus dem Netzwerk

Das Foto zeigt Prof. Dr. Jürgen Döllner vom Hasso-Plattner-Institut
© Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH
Prof. Dr. Jürgen Döllner
Prof. Dr. Jürgen Döllner, Leiter des Fachgebietes Computergrafische Systeme am Hasso-Plattner-Institut, Potsdam:

„Das Hasso-Plattner-Institut ist Gründungsmitglied des GEOkomm e. V. und in den Anfangsjahren gehörte ich selbst dem Vorstand an. Zu dieser Zeit wurde deutlich, dass Geodaten, also Daten mit Raumbezug, sich zu einer der wichtigsten Kategorien von Daten entwickeln werden, die von Anwendungen und Systemen benötigt werden. Es war erstmals der Punkt erreicht, dass wir systematisch und automatisch Geodaten zur Erfassung und zur Verwertung durch Datenbanken und Analysesysteme verfügbar machen konnten, zum Beispiel für den Einsatz in Navigationssystemen und Kartendiensten, aber auch für Stadtplanung und Umweltschutz. Wir haben vorausgesehen, dass ganz neue Einsatzbereiche dazukommen werden, unter anderem Schadensabwicklung durch Versicherungen, die Routen- und Tourenplanung von Lieferdiensten oder auch die landwirtschaftliche Digitalisierung.
Wir standen vor einigen Fragen: Welche Hürden sind zu nehmen? Welche gesetzlichen Voraussetzungen müssen geschaffen werden? Wie ist das Verhältnis zwischen staatlichen Bedürfnissen und privatwirtschaftlichen Interessen? Wie gehen wir die Themen Datenzugang und Lizenzierung an? Peter Hecker war auf dieser Basis motiviert, einen Verband zu gründen, um gemeinsam mit Politik und Wirtschaft Antworten und Lösungen zu entwickeln. Das HPI als Forschungs- und Ausbildungsinstitut ist hauptsächlich mit der Konstruktion und Analyse komplexer softwarebasierter Systeme beschäftigt und ist daher gern als wissenschaftliche Einrichtung mit in den Aufbau des Clusters eingestiegen.
Seit einigen Jahren geht die Entwicklung ganz deutlich in Richtung Künstliche Intelligenz: Diese bietet einen enormen Informationsschub, denn beide Disziplinen – Geoinformation und KI – passen extrem gut zusammen. Geodaten haben immer eine gewisse Unschärfe, womit KI sehr gut umgehen kann. Zahlreiche Einsatzgebiete sind hier denkbar, beispielsweise bei der Inventur durch eine Kommune: Dort kommen Fragen auf wie zum Beispiel "Wie viele Bäume gibt es?", "Wie groß ist deren Volumen und wie wird es sich entwickeln?" oder "Wie viel CO2 können diese Bäume binden?". Solche Berechnungen kann eine KI auf Grundlage älterer Datensätze innerhalb von wenigen Minuten leisten. GEOkomm koordiniert solche neuen technologischen Überlegungen der FuE-Organisationen und bringt sie mit den Anforderungen der Wirtschaftspartner sowie der Landes- und Bundesämter zusammen.“


Das Foto zeigt Dr. Rico Richter vom Hasso-Plattner-Institut
© Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH
Dr. Rico Richter
Dr. Rico Richter, Geschäftsführer der Point Cloud Technology GmbH, Potsdam:

„Ich habe am Hasso-Plattner-Institut (HPI) studiert und promoviert und die Point Cloud Technology GmbH aus dem Umfeld des HPI 2015 auf die Beine gestellt.
Wir sind Expertinnen und Experten für die Analyse von 3D-Daten, die bei der digitalen Erfassung von Infrastrukturen, Städten und Ländern entstehen; wir digitalisieren sozusagen die Realität. Sowohl die Erfassung als auch die Auswertung erfolgt heutzutage automatisiert. Für die Erfassung der 3D-Daten werden die Erfassungsgeräte an Fahrzeugen wie Autos, Drohnen oder Zügen befestigt, je nachdem, was erfasst werden soll. Die so aufgenommenen, großen Datenmengen können dann unter anderem mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisiert ausgewertet werden.
Da ich Peter Hecker bereits seit über 10 Jahren kenne und schätze, ist die Point Cloud Technology GmbH bereits seit ihrer Gründung Mitglied bei GEOkomm. Wir profitieren vor allem von den Veranstaltungen, dem Gemeinschaftsstand auf der Branchenmesse INTERGEO und dem Austausch im Netzwerk. Zudem bietet uns GEOkomm eine Plattform, auf der wir Ideen zeigen und Szenarien durchspielen können. Und schließlich gibt uns GEOkomm die Möglichkeit, an uns gestellte Anfragen weiterzugeben sowie selbst Anfragen weitergeleitet zu bekommen, zum Beispiel als Partner für gemeinsame Projekte.
Die für uns bisher bedeutendsten Projekte in Kooperation mit GEOkomm waren die ZIM-Netzwerke 3D-Punktwolke und Twin4Bim, für die wir gemeinsam passende Firmen akquiriert und diese begleitet haben.“

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