Meldung
12.10.2020

BioEconomy Cluster: Potenziale von Zellulose in der industriellen Bioökonomie

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie fand am 16. September 2020 der BioEconomy BusinessTreff wieder in Präsenzform im Stadtmuseum Halle (Saale) statt. Für den mittlerweile 14. BusinessTreff, diesmal zum Thema Zellulose, konnte der BioEconomy e. V. renommierte Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft mit interessanten und anwendungsnahen Vorträgen gewinnen. Zellulose spielt zwar im Anwendungsbereich Papier weiterhin eine große Rolle; allerdings wurde während der Veranstaltung deutlich, dass dieser nachwachsende Rohstoff auch in anderen Bereichen zukünftig verstärkt eingesetzt werden könnte.

BioEconomy Cluster: Potenziale von Zellulose in der industriellen Bioökonomie
Prof. Dr. Matthias Zscheile (vorne li.) moderiert die Präsentation von Dr. Michael Duetsch von UPM.
© BioEconomy e. V.
BioEconomy Cluster: Potenziale von Zellulose in der industriellen Bioökonomie

Als Einstieg gab Dr. Jochen Borris einen Überblick über das Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik INPLAS, das sich für die Weiterentwicklung der Plasma-Technologie und die Förderung ihres Einsatzes in verschiedenen Branchen und Unternehmen sowie für die deutliche Steigerung des Bekanntheitsgrades der Plasma-Oberflächentechnik einsetzt.

Imitation von Schutzmechanismen aus der Natur

Thematisch aufbauend an diesen Übersichtsvortrag, stellte Martin Bellmann vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig das aktuelle BMBF-Projekt „Biomimetische Plasmapolymere zur Funktionalisierung von Papier“ vor. Ziel dieses Projektes ist es, konventionelle Beschichtungen von Papier, hauptsächlich auf fossilen Rohstoffen basierend, durch biogene Beschichtungen mittels Plasmapolymerisation zu ersetzen. Dabei werden Schutzmechanismen aus der Natur imitiert.

Potenzial von Zellulose in Verbindung mit Lyocell

Dr. Frank Meister vom Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung in Rudolstadt konnte eindrucksvoll das Potenzial von Zellulose in Verbindung mit der Lyocell-Technologie in der Textilindustrie zeigen. In seinem Ausblick auf die Zukunft machte Dr. Meister deutlich, dass im Bereich Textilien vor allem der Rohstoff Baumwolle nicht mehr für die Bedarfe der wachsenden Weltbevölkerung zur Verfügung stehe. Grund hierfür ist nach Meisters Aussagen die vermehrte Flächennutzung zur Nahrungsproduktion. Zellulose und vor allem Lyocellfasern jedoch könnten diese Versorgungslücke nachhaltig schließen. Darüber hinaus ermögliche die Lyocell-Technologie eine textile Kreislaufwirtschaft und breitere technologische Möglichkeiten.

Lautsprecher aus nachwachsenden Rohstoffen

Abschließend gab Dr. Michael Duetsch, Director des Bereiches Biochemicals beim finnischen Unternehmen UPM, einen Einblick in die Umstrukturierungen des Papierherstellers. UPM erkannte frühzeitig, dass die Papierindustrie einen Umbruch erleben wird. Der Verbrauch von Druckpapieren werde aufgrund der Digitalisierung immer weiter sinken, wobei Verpackungs- und Hygienepapiere immer mehr gefragt sein würden. UPM habe schon vor einem Jahrzehnt die Entwicklung von neuartigen und innovativen Produkten neben den Papieren auf Basis von Zellulose forciert. Das Ergebnis dieser Strategie seien marktfähige, innovative Produkte wie Design-Lautsprecher aus nachwachsenden Rohstoffen mit sehr guten Klangeigenschaften und zellulosebasierte Wood-Plastic-Compounds (WPC) mit neuartigen Eigenschaften im Vergleich zu konventionellen WPC-Produkten.

Zum Ausklang hatten die Gäste im Rahmen eines Get-Togethers die Gelegenheit genutzt, über das für die Bioökonomie bedeutsame und spannende Thema Zellulose zu diskutieren, sich fachlich auszutauschen und zu vernetzen.

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