Meldung
11.03.2020

Life Science Nord: Digitale Präzisionsmedizin made in Norddeutschland

P.I.L.O.T. (PrecisionMedicine – Innovations – LifeScience – Opportunities – Technologies) – so lautet der Name für ein neues Projekt des Clusters Life Science Nord (LSN), das am 1. Januar 2020 offiziell begonnen hat und in den kommenden drei Jahren vom Land Schleswig-Holstein und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit rund 450.000 Euro gefördert wird. Während der Projektlaufzeit soll ein innovationsorientiertes Kompetenznetzwerk in der digitalen Präzisionsmedizin aufgebaut werden. Das Gesundheitssystem der Zukunft ist maßgeschneidert: Die Präzisionsmedizin strebt an, Krankheiten möglichst individuell, zielgerichtet und effektiver zu bekämpfen. Dabei wird der Patient als Individuum gesehen, der die „richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt“ bekommen soll, um eine bestmögliche Therapie zu erhalten und Fehlversuche mit unwirksamen oder schlecht verträglichen Substanzen zu vermeiden.

„Di­gi­ta­le Prä­zi­sions­me­di­zin ist für Life Science Nord als In­no­va­tions­clus­ter eines der Kern­the­men, das wir mit P.I.L.O.T. fo­kus­sie­ren wer­den“, er­klärt LSN-Clus­ter­ma­na­ger Dr. Hinrich Habeck. „Wir möch­ten Ak­teu­re aus den ent­spre­chen­den Ber­ei­chen ver­net­zen, um Ko­opera­tions­pro­jek­te oder Test­fel­der für neue Ideen und Lösungsansätze aufzubauen.“ In Schleswig-Holstein sei mit dem Exzellencluster „Precision Medicine in chronic inflammation“ (PMI) be­reits hoch­ka­rä­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Ex­per­ti­se in einem wich­ti­gen Be­reich vor­han­den.

Prä­zi­se Me­di­zin als über­grei­fen­de He­raus­for­de­rung für das Ge­sund­heits­sys­tem

Bis auf viel­ver­spre­chen­de Kon­zep­te in der per­so­na­li­sier­ten Krebs­me­di­zin ist die Prä­zi­sions­me­di­zin bis­her haupt­säch­lich in der öf­fent­li­chen For­schung gut aus­ge­baut. Die Ent­wick­lun­gen in Wis­sen­schaft und Wirt­schaft lau­fen nicht pa­ral­lel. Das Pro­jekt P.I.L.O.T. setzt hier an und stärkt den Dia­log zwi­schen For­schern und In­dus­trie­ak­teu­ren, ärzt­li­cher Praxis und Zu­las­sungs­be­hör­den sowie Er­stat­tungs­sys­te­men und Pa­tien­ten­ver­ei­ni­gun­gen, um In­no­va­tions­we­ge zu fes­ti­gen, Lücken zu schließen und kon­kur­renz­fä­hig zu blei­ben. Eine große Rolle spielt auch die Di­gi­ta­li­sie­rung, von der zu­kunfts­ge­rich­te­te Lö­sun­gen ab­hän­gen: im me­di­zi­ni­schen All­tag wer­den Da­ten ge­ne­riert und ge­sam­melt, bei­spiels­wei­se in Bio­ban­ken, Stu­dien oder zur Ver­sor­gung. Die Ana­lyse der Da­ten kann Zu­sam­men­hän­ge auf­zei­gen und zu Er­geb­nis­sen füh­ren, die der ver­bes­ser­ten, in­di­vi­du­el­len The­ra­pie und Prä­ven­tion die­nen.

So ein­fach, wie die Theo­rie klingt, ist es aber oft­mals nicht, weiß P.I.L.O.T.-Pro­jekt­ma­na­ge­rin Dr. Anna Eckers von Life Science Nord: „Die Kom­plexi­tät des Ge­sund­heits­sys­tems macht es gerade für klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men schwie­rig, In­no­va­tions­pro­zes­se im Al­lein­gang zu pla­nen und durch­zu­füh­ren. Das Netz­werk, das wir auf­bau­en, soll hier­bei als Mul­ti­pli­ka­tor die­nen und Hür­den ab­bau­en.“

Schles­wig-Hol­steins Wirt­schafts- und Tech­no­lo­gie­staats­se­kre­tär Dr. Thilo Rohlfs sieht in dem Pro­jekt großes Po­te­nzial: „Mit P.I.L.O.T. wird die große Chance ge­nutzt, durch einen ge­ziel­ten - vom Land ge­för­der­ten – Tech­no­lo­gie­trans­fer früh­zei­tig an dem großen und wach­sen­den Zu­kunfts­markt der Prä­zi­sions­me­di­zin teil­zu­ha­ben. Ich freue mich da­rü­ber, dass das Vor­ha­ben zu mehr Di­gi­ta­li­sie­rung im Ech­ten Nor­den bei­trägt. Da­raus er­ge­ben sich nicht nur in­no­va­ti­ve me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­struk­tu­ren, sondern auch ein wei­te­rer Schub für die star­ke Ge­sund­heits­wirt­schaft im Land.“

P.I.L.O.T. verfolgt einen offenen Ansatz

Da die di­gi­ta­le Prä­zi­sions­me­di­zin viel­fäl­ti­ge An­sät­ze um­fasst, ist auch die Ziel­grup­pe des Netz­werks nicht fest de­fi­niert. Das habe man bei der Kon­zep­tion des Pro­jekt­an­trags be­wusst of­fen ge­las­sen, sagt Anna Eckers: „Im Grun­de kann vom Pro­dukt­her­stel­ler bis zum App-Ent­wick­ler erst ein­mal je­der mit­machen, wenn er denn in diesem Pro­zess et­was bei­steu­ert.“ In einem ers­ten Schritt wer­den da­her nun die Ak­teu­re im Clus­ter an­ge­spro­chen, von denen man wisse, dass sie im Be­reich Di­gi­ta­li­sie­rung und/oder Prä­zi­sions­me­di­zin ber­eits un­ter­wegs seien. „Alle, die an diesem The­ma In­ter­es­se haben oder in­di­vi­du­el­le Lö­sun­gen im Be­reich der Le­bens­wis­sen­schaf­ten ent­wickeln, kön­nen sich gerne mit mir in Ver­bin­dung set­zen. Ich freue mich auf span­nen­de Ein­blicke und Ge­sprä­che.“

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