Meldung
22.08.2019

Silicon Saxony: Elitecampus in der Lausitz soll perspektivisch bis zu 3000 IT-Studierende ausbilden

Kurz vor der am 1. September 2019 anstehenden Landtagswahl in Sachsen wird ein Prestigeprojekt der aktuellen Landesregierung und eine aus Sicht des Silicon Saxony e. V. dringende Notwendigkeit zur Stärkung des Freistaates als attraktiver Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort mit Nachdruck angeschoben. So soll innerhalb der kommenden 15 Jahre in der Lausitz, nahe Hoyerswerda, ein nachhaltiger IT-Elitecampus der TU Dresden entstehen.

Wie die Staatskanzlei Sachsen und die TU Dresden aktuell berichten, soll innerhalb der kommenden 15 Jahre in der Lausitz, nahe Hoyerswerda, ein nachhaltiger IT-Elitecampus der TU Dresden entstehen. Bis zu 100 Millionen Euro sind das Land Sachsen und der Bund bereit, in die notwendige Infrastruktur der neue Satellitenfakultät zu investieren. Weitere 50 Millionen Euro sollen in Labore und Testflächen für autonome Systeme fließen. 15 Millionen Euro sind für Professuren und Mitarbeitende eingeplant. In seiner finalen Ausbaustufe sollen auf dem Zuse-Campus, wie die IT-Universität heißen soll, circa 3000 Student*innen ausgebildet werden. Bereits im Herbst 2020 könnte die Außenstelle der TU Dresden ihren Lehrbetrieb aufnehmen. Wahrscheinlicher ist jedoch der Start im Jahr 2021.

Prof. Uwe Aßmann, Dekan der Informatikfakultät der TU Dresden, Projektleiter und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Silicon Saxony, plante unter strengster Geheimhaltung seit Monaten und in enger Zusammenarbeit mit der Sächsischen Staatskanzlei an diesem Mammutprojekt. Bereits seit längerer Zeit ist bekannt, dass Deutschland und damit auch Sachsen seine vor der Schließung stehenden Kohleregionen nachhaltig und zukunftsorientiert entwickeln möchte. Milliarden sollen deutschlandweit in die bislang vom Kohleabbau abhängigen Regionen fließen. Nicht nur der Ausbau des Tourismus ist hierbei ein klar formuliertes Ziel. Auch die Hochtechnologie und speziell zahlreiche junge Unternehmen sollen u.a. der Lausitz neuen wirtschaftlichen Schwung und damit Wohlstand verleihen. Derartige Entwicklungen kommen jedoch nicht aus dem Nichts. Neben der passenden Infrastruktur gilt es auch weitere Voraussetzungen zu schaffen.

Hier setzen Prof. Aßmann und die Staatskanzlei an. „Die TU Dresden mit ihren rund 2000 Informatikstudenten und jährlich circa 230 IT-Absolventen bringt pro Jahrgang circa zwei bis fünf Ausgründungen – also Startups – auf den Weg. Bislang siedeln sich diese Ausgründungen oftmals im Raum Dresden an. Die Lausitz erscheint trotz ihrer Attraktivität oftmals gar nicht auf dem Schirm der Gründerinnen und Gründer. Das wollen wir mit dem Aufbau des Zuse-Campus in der Nähe von Hoyerswerda ändern”, erklärt Prof. Aßmann. In circa 15 Jahren sollen, wenn möglich am Scheibesee, rund 3000 Informatik-Student*innen in einem der modernsten IT-Campusse Deutschlands ausgebildet werden. Ein attraktives Umfeld mit besten Lebensbedingungen und außergewöhnlichen Freizeitmöglichkeiten sollen dann die Grundlage schaffen, dass mehr als fünf Ausgründungen pro Jahr hier ihr neues Geschäft auf die Beine stellen. Växjö in Schweden ist für Prof. Aßmann hierfür ein perfektes Vorbild für das in der Lausitz geplante Projekt.

In der mit 40.000 Einwohner recht kleinen Stadt siedelte Schweden eine hochmoderne Universität an. Heute studieren hier 15.000 Student*innen, weit ab von den nächsten großen Städten. Die Region blüht. So soll es, glaubt man Stephan Rohde, Abteilungsleiter für die Strukturinvestitionen in der Lausitz, auch der Region Hoyerswerda gehen. „Der Zuse-Campus bietet eine ideale Zukunftsperspektive. Hieran werden wir in den kommenden Monaten mit voller Energie arbeiten”, erklärte Rohde der Sächsischen Zeitung. Von Künstlicher Intelligenz über Servicerobotik bis zur Softwareentrepreneurship sollen die aktuellen Trend- und Fokushemen der Informationstechnologie (IT) frühestens ab dem Wintersemester 2020 angeboten werden. Das aber auch nur, wenn man mit einem „provisorischen Zeltcampus”, planen würde, erklärt Prof. Aßmann. Wahrscheinlicher ist ein Semesterbeginn im Herbst 2021. Denn bis dahin müssen noch wichtige Gespräche mit Vertretern der Region geführt werden, sofern die kommende Landtagswahl dem Großvorhaben keinen Strich durch die Rechnung machen sollte. Auch schnelle Verkehrsanbindungen sowie die notwendigen Infrastrukturen vor Ort gilt es noch zu schaffen.

Profitieren könnte am Ende nicht nur die Region Lausitz, sondern ganz Sachsen. 300.000 Fachkräfte könnten, laut demographischem Hochrechnungen, bereits in zehn Jahren der Wirtschaft und Industrie im Freistaat fehlen. Neben der notwendigen Zuwanderung von Fachkräften steht spätestens dann die Ausbildung geeigneter Expertinnen und Experten an oberster Stelle. Es bleibt demnach zu hoffen, dass alle Akteure die Zukunftsvision „Zuse-Campus” Lausitz auch über den 1. September 2019 hinweg mit vollem Einsatz verfolgen. Silicon Saxony setzt mit seinem wissenschaftlichen Beirat Prof. Uwe Aßmann auf die schnelle Umsetzung dieses spannenden Generationenprojektes. Bereits in dem von Silicon Saxony veröffentlichten Positionspapier „Softwareland Sachsen – Digitalisierung nutzen, Zukunft gestalten” fordert Sachsens Hightechbranchenverband u.a. neben neuen Studiengängen im Bereich der Informatik (Kapitel 4) auch die schrittweise Verdopplung der Informatik-Studienplätze. Die Entscheidung für den Elitecampus in der Lausitz wäre hierfür der erste wichtige Schritt.